Mit dem Fahrrad zur Uni – oder: Wie Mainz dich auf zwei Rädern zur Verzweiflung bringt
In der Theorie klingt es traumhaft: Mit dem Fahrrad entspannt zur Uni fahren, günstig, ohne Abgase, ohne Stau und ohne Ärger. In der Praxis ist es leider eher ein Abenteuerparkour mit eingebauter Todesverachtung. Mainz, du bist schön, aber beim Radverkehr brauchen wir dringend mehr als ein paar halbherzige Piktogramme und das Prinzip Hoffnung.
Nehmen wir den Weg von der Mainzer-Neustadt hoch zur Uni. Fangen wir mal vorne an:
1. Die Hindenburgstraße – Fahrradstraße auf dem Papier.
Eine Fahrradstraße, wie sie im Lehrbuch steht. Also wirklich nur im Lehrbuch. In der Realität ist sie für Autofahrer:innen kaum als solche zu erkennen – vielleicht für 30 Meter am Anfang, wenn man zufällig mal hinschaut. Rote Markierungen durchgängig über die Straße? Fehlanzeige. „Anlieger frei“? Offenbar sind in Mainz alle Autofahrenden auf einmal Anlieger. Die Realität: Autos dominieren, Radfahrende geben nur manchmal das Tempo vor.
Ein Vorzeigeprojekt der Stadt? Es gibt Fahrradstraßen, bei denen man auch wirklich die ganze Zeit im Auto erkennt, dass hier eine besondere Verkehrsführung ist. Wir fordern einen klar erkennbaren roten Belag auf der gesamten Hindenburgstraße, um auf Radfahrende besser aufmerksam zu machen.
2. Durch die Neustadt – aka Slalom durch die Spielstraße.
Verkehrsberuhigte Bereiche (im Volksmund: „Spielstraße“) sollen eigentlich Orte der Ruhe sein. Das sorgt in der Neustadt auch für eine höhere Lebensqualität. Für Radfahrende sind sie vor allem Orte der Frustration. Denn mit den erlaubten 4–7 km/h kommt man vielleicht zum Kindergarten, aber sicher nicht pünktlich zur Vorlesung. Gleichzeitig interessiert das Tempolimit niemanden mit einem Lenkrad. Ein durchgängiges, sicheres Radkonzept in der Neustadt? Fehlanzeige. Stattdessen: improvisierter Zickzacklauf zwischen Lieferwagen, Fußgänger:innen und geparkten SUVs. Es braucht von der Hindenburgstraße aus einen Schnellweg für Fahrräder (ohne Autos), der Richtung Hauptbahnhof geht!
3. Der Hauptbahnhof – Choose your own death.
Am Hauptbahnhof wird’s dann richtig absurd. Wer zur Uni will, muss sich entscheiden:
Entweder man überfährt auf dem Vorplatz beinahe Menschen (und Tauben) oder man wird selbst überfahren – von Bus, Tram oder dem hektischen Verkehrschaos rund um die Haltestellen. Eine sichere, klar geführte Radverbindung? Haha. Willkommen im Mainzer Survival-Modus.
4. Die Alicenbrücke – Wer braucht schon Markierungen?
Eine Brücke, die wie gemacht wäre für sicheren Rad- und Fußverkehr. Leider wurde vergessen, sie auch entsprechend zu gestalten. Markierungen? Faded like your hopes. Warum gibt es hier keine klare Trennung zwischen Geh- und Radweg, zum Beispiel durch eine einfache, niedrige Bordsteinkante? Stattdessen: Unsichtbare Linien und gegenseitiges Ausweichen in letzter Sekunde.
5. Der Abstieg von der Uni runter – Eng, gefährlich, Alltag.
Der Weg runter von der Uni ist dann der krönende Abschluss dieses Albtraums: Ein schmaler Streifen für alles – Fußgänger:innen bergauf, bergab, Radfahrende in beide Richtungen. Direkt daneben: Busse, Straßenbahnen, Autos. Herzlichen Glückwunsch, Mainz – so baut man keinen sicheren Radverkehr, sondern eine Einladung zum Unfall.
Wir sagen: So nicht!
Wir Jusos Mainz fordern einen grundsätzlichen Umbau des Radstraßensystems in Mainz – und wir fangen dort an, wo es jeden Tag brennt: beim Weg zur Uni und zurück.
Denn wer ernsthaft möchte, dass Menschen umweltfreundlich mobil sind, muss ihnen auch sichere, durchdachte und klare Wege bieten – nicht einen Hindernisparcours mit Todesgefahr.
Mainz kann besser. Und wir setzen uns dafür ein.