System Change Not Climate Change – Unser Standpunkt zum Weltklimabericht

In den Tagesthemen vom 9. August 2021 erklärte Eckart von Hirschhausen einprägsam: „Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung – aber nicht auf eigene Fakten.“

Der sechste Weltklimabericht des International Panel on Climate Change vom 9. August 2021 bringt uns aus der Zusammenfassung von über 14.000 Einzelreviews von Wissenschaftler*innen endlich eine regional differenzierte Übersicht der physikalischen Bedingungen für den Klimawandel. Diese belegt nun den Einfluss menschlichen Verhaltens auf den Klimawandel und muss aus unserer Sicht die UN-Versammlung zur Klimakonferenz im November 2021 in Glasgow endlich dazu animieren, ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Adressierung der immanenten Herausforderung zu verabschieden, das sozial gerecht und ökologisch wirksam ist.

Der Einfluss des Menschen auf diese Entwicklung in den letzten 2000 Jahren lässt sich auch wissenschaftlich immer besser belegen. Nicht nur ist der globale Meeresspiegel im letzten Jahrhundert so deutlich angestiegen wie seit 3000 Jahren nicht mehr – dessen Anstiegsrate hat sich seit 2006 gar verdoppelt – zudem war die CO2-Konzentration in der Atmosphäre 2019 so hoch wie in den letzten zwei Millionen Jahren nicht mehr.

Die Hauptverantwortung bei dieser Entwicklung liegt bei den Menschen in den wohlhabenden Industriegesellschaften. Nicht nur sind die zwanzig reichsten Volkswirtschaften der Erde für 80 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Auch im aktuellen Bericht wird beispielsweise die Abnahme von Monsunniederschlägen von den 1950er bis in die 1980er Jahre zum Teil auf die von Menschen in der nördlichen Hemisphäre verursachten Aerosolausstoße zurückgeführt. Monsunwinde und deren Niederschläge sind besonders für die Landwirtschaft in Indien und die Ernährung seiner knapp 1,4 Milliarden Einwohner*innen wichtig. Bei Ausfällen oder geringeren Niederschlägen kommt es zu großen Dürren und damit verbundenen Ernteausfällen, wie 1943, als es auf dem Subkontinent zur größten Hungersnot des gesamten Jahrhunderts mit drei Millionen Todesopfern kam. Der Klimawandel wirkt sich bereits jetzt auf alle bewohnten Regionen aus, egal ob riesige Flächenbrände in Amerika und Australien oder die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.

Wir als Jusos vertreten den Anspruch, unsere Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft umfassend umzubauen, sodass unser gesellschaftliches Zusammenleben nicht mehr auf Kosten der Umwelt und des Klimas geht. Die Klimakrise ist aber auch eine soziale Frage. Sowohl die Sicherung von bisherigen als auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Rahmen des Kohleausstiegs, als auch der bezahlbare Zugang zu erneuerbaren Energien für Alle sind für uns nicht verhandelbar.

Die Aufschiebung von effektiven Klimaschutzmaßnahmen und notwendigen Investitionen in unsere Infrastruktur mit Verweis auf die „schwarze Null“ ist für uns nicht hinnehmbar. Unser Ziel ist ein aktiver Staat, der in Klima, Bildung, Daseinsvorsorge und Infrastruktur investiert und Lösungen für soziale Probleme findet anstatt diese der Marktwirtschaft zu überlassen. Unsere Antwort lautet daher Internationale Solidarität und Klimaschutz für Alle statt Klimaschutz für Profis und entfesselte Marktwirtschaft.