150 Jahre Marx‘ „Das Kapital“

Die sozialen Verhältnisse Londons während der industriellen Revolution vor 150 Jahren waren ein Beweggrund für den Ökonomen Karl Marx, am 14. September 1867 den ersten Band seiner kapitalismuskritischen Gesellschaftsanalyse „Das Kapital“ zu veröffentlichen. Dieser feiert somit heute seinen 150. Geburtstag. Grund genug für die Jusos Mainz, an diesem runden Geburtstag Marx‘ Beobachtungen Respekt zu zollen. Hierzu erklären die stellvertretenden Vorsitzenden der Jusos Mainz, Jana Schneiß und Oskar Grimm, gemeinsam:

„Die Gegenwart beweist uns jeden Tag aufs Neue, dass Karl Marx mit seiner Analyse der kapitalistischen Gesellschaft Recht hatte und auch heute noch hat.

Die Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter, die Marx schon vor 150 Jahren umtrieb, findet in gleichem Maße auch heute noch statt. Wenn wir in großen Modehäusern T-Shirts für nur fünf Euro kaufen können, dann ist das allein aufgrund von Beschäftigungsverhältnissen in beispielsweise südostasiatischen Ländern möglich, die nicht weit von der modernen Sklaverei entfernt sind und die Karl Marx zu Recht auch heute anprangern würde. Aber auch in der Bundesrepublik führt der Kapitalismus nach wie vor zu einem extremen Machtgefälle zwischen denen, die lediglich ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen können und denen, die die aus dieser Arbeitskraft Wert schöpfen, weil sie die Produktionsmittel [also etwa die Fabriken, das Kapital oder moderner: die Unternehmensanteile] besitzen. Das äußert sich in Deutschland in Form von Dumpinglöhnen, unsicheren Beschäftigungsverhältnissen und fehlender betrieblicher Mitbestimmung. Armut in Deutschland ist Armut, die aus dem Kapitalismus erwachsen ist.

Dass der ungezügelte Raubtierkapitalismus unserem Gemeinwesen enormen Schaden zufügt, haben wir nicht zuletzt am Finanzmarkt im Jahr 2008 gesehen. Für die Spekulationen und die rücksichtslose Gewinnsucht einiger Weniger, die ganz nach den Regeln des ‚freien Marktes‘ spielten, mussten am Ende Millionen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler aufkommen. Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun und kann in einer solidarischen Gesellschaft nicht geduldet werden.“

Die Jusos Mainz sind deshalb – ganz im Einklang mit den Konsequenzen, die Marx aus seinen Beobachtungen zog – der Auffassung, dass die wesentlichsten Teile unserer Wirtschaft nicht der Profitgier Einzelner ausgesetzt sein dürfen. Marx schlug schon 1867 die Vergesellschaftung der Produktionsmittel vor. Dem schließen sich die Jusos Mainz in Bezug auf die öffentliche Daseinsfürsorge an. Die Bereiche der Energie- und Wasserversorgung, der Bildung und der Infrastruktur, aber auch der Zugang zum Internet und zum Gesundheitswesen sowie dem öffentlichen Nahverkehr dürfen nicht dem kapitalistischen Verwertungsdenken unterworfen werden. Darüber hinaus müssen demokratische Entscheidungsprozesse endlich auch unser Wirtschaften durchdringen, sodass der Markt im Sinne einer echten „Sozialen Marktwirtschaft“ in erster Linie den Menschen und nicht sich selbst dient.

Die stellvertretenden Vorsitzenden der Jusos Mainz erklären abschließend: „Wir sind Karl Marx auch nach 150 Jahren noch dankbar für seine schonungslose Darstellung der Verhältnisse und gratulieren herzlichst zum 150. Geburtstag seines Lebenswerks.“